Sunday, October 26, 2008

Kirchhorst, 3. Mai 1939


Fahrt nach Burgdorf, zusammen mit Friedrich Georg. Am Wege die leuchtendgelben Blüten des Löwenzahns, Leontodon. Der Name dieser Pflanze ist gut gewählt; sie ist, wie auch der Löwe, solarischer Natur. In den Dörfern die starken Eichen, wie die letzten Bäume des Donar anzusehen. Oft fällt es mir wie Schuppen vor den Augen; die Höfe liegen dann ganz unverhohlen im alten Heideglanze da. Ich blicke ins Innerste und Unverletzliche der alten Heimat und glaube, dass wir so im Tode die Flügel des Vaterhauses weit offen sehen und die Tenne glänzen im feierlichen Licht.

In Burgdorf kehrten wir, da am Rade von Friedrich Georg die Sattelfeder gebrochen war, bei einem jungen Schmiede ein. Die kleine Werkstatt, die nach Eisen roch, war überfüllt mit Dingen, die bedeutungslos geworden waren, vor allem mit abgeschraubten Rädern, die in den Ecken verstaubten und verrosteten. Andere hingen an den Wänden wie Opfergaben im Tempel des Vulkan. Wenn man, wie ich es tat, ganz unbeteiligt einen solchen Platz betrachtet, gewinnt die Menschenarbeit oft einen wunderlichen Sinn.

(Bild: Donar, Gott des Donners, von Mårten Eskil Winge, 1872)

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