Friday, October 31, 2008

Kirchhorst, 21. Juni 1939

"Marmorklippen". Die Arbeit schreitet langsam vor, weil ich mir Mühe gebe, den Text vollkommen und in jedem Satze durchzustechen, obgleich vielleicht der Eindruck derselbe bliebe, wenn ich manchen Abschnitt flüchtiger behandelte. Leider fehlt mir dazu die Nonchalance. Das Flüchtige bereitet mir eher doppelt Mühe, weil ich es auf die bereits perfekten Stellen noch auftrage. Das widerspricht den Regeln der Ökonomie. Ich denke dabei an die kleine Statuette, die ich in einem Kloster von Bahia sah: sie war auf ihrem Untergrund vergoldet und auf dem Golde übermalt, statt umgekehrt.

Beim Opus gibt es ein Ganzes, das nicht in der Summe der Sätze liegt. Das Ganze gleicht einem Geleise, das den Leser wie im Fluge über alle Unebenheiten und Unfertigkeiten des Planes führt. Es ruft in ihm die Begeisterung des Lesens, ein köstliches geschenk, hervor.

No comments: