Friday, October 24, 2008

Kirchhorst, 22. April 1939


Unter der Post ein Brief von einem Herr Reynier aus Paris. "Donner tout Stendhal pour une seule poésie de Hölderlin. Donneriez-vous une bouteille de Chambertin pour un civet de lièvre? On a besoin de Stendhal comme on a besoin de Hölderlin. Das l'ordre des nourritures, i'l n'y a pas plus d'hiérarchie que dans une vue que le regard découvre d'une montagne."

Diese Stelle des Briefes steht unter anderen Notizen über das "Abenteuerliche Herz", von dem er, wie ich sehe, die erste Fassung gelesen hat. Sie bezieht sich auf den wertenden Vergleich zwischen Stendhal und Hölderlin, der dort zu finden ist, und macht den Abweg deutlich, der in einem solchen Unterfangen liegt. Solange freilich der Wille in uns lebendig ist, sind wir geneigt, die Grössen auf diese Weise gegeneinander auszuspielen; auch liegt in diesem Urteil ein wenig von der Stimmung, wie ein verlorener Krieg sie im Gefolge hat. Ich nahm es daher in die Zweite Fassung, die etwa vor Jahresfrist erschienen ist, auch nicht mehr auf.

Dieser Passus gehörte damals zu denen, die vor allem an dem Buch gefielen; er galt für einen guten Fechterstoss. So gibt es immer Geister, die uns in dem bestärken, was in uns am schwächsten ist, wenn wir nur in der Polemik mit ihnen einig sind; und leider sind sie viel häufiger als jene, denen ein gutes Urteil, das auf die Sache geht, gelingt.

(Bild: Stendhal)

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