Thursday, October 23, 2008

Kirchhorst, 18. April 1939


Im Garten Wege vertieft. Die Würmer, die der Spaten beim Schürfen in Stücke schneidet, die sich tänzelnd krümmen - der Schmerz rührt uns in solchen Bildern kurz, wie mit dem Ätzstift, an. Es leuchtet ein, dass man im Wurme den Schmerz symbolisiert und dass der Mensch, sofern er schutzlos leidet, mit ihm verglichen wird. Einmal ist da die Lage, ganz am Boden, in der das Niedere sich verkörpert, ohne wie bei der Schlange sich des schnellen Laufes, der Schuppen und der Waffe zu erfreuen. Sodann die nackte, unbehaarte, gänzlich ungeschützte Haut, die Blindheit und vor allem die Krümmung, durch die der ganze Körper zum Spiegel der Empfindung wird.

Immer, wenn man den Wurm sich krümmen sieht, mischt sich auch Wiederwille in das Mitgefühl, ganz ähnlich wie beim Schwein, mit dem er in der Art des Schmerzes Verwandschaft hat. Ich nehme an, dass sich auf diese Weise die sorgenlose Existenz quittiert - so lebt der Wurm in fetter Erde wie im Schlaraffenlande, und das Schwein hat sich zum feisten Fresser entwürdigen lassen, zu welcher Wendung, wenn nicht Zustimmung, so doch Eignung vorauszusetzten ist. Demgegenüber gibt es Tiere, die man sehr vornehm leiden sieht.

Bei anderen Würmern, die vom Raube leben, wie bei den Errantien und insbesondere bei den Sagitten, gibt es Arten von hoher Schönheit, wie ich sie oft am Meer bewunderte. Hier sieht man, wie die Lebensweise, und nicht die Blutsverwandtschaft, nobilitiert. Der Stamm der Würmer ist geheimnissvoll und müsste von Augen gedeutet werden, die Bilderschrift zu lesen wissen - so ruht dort vieles, was an uns geschlechtlich ist.

Zum Niederen des Schmerzes noch folgendes: Ob nicht auch unter Menschen die rohen Qualen ganz bestimmten zugemessen sind? Etwa derart, dass sich die Greueltaten leicht auf Typen richten, die zum groben und körperlichen Stoff des Lebens in besonderer Beziehung stehn? Ganz ähnlich wie es Weiber gibt, die offen zu Wollust reizen, besteht ein Habitus, der den rüden Täter zur Gewalttat provoziert. Die Art von Angst und Schmerz wird man oft bei Personen finden, die ganz vom Trachten auf ein feistes, üppiges Behagen besessen sind. Zum Beispiel sind jene sehr gefährdet, die man im Volke Blutsauger nennt, und die Freudenmädchen ziehen die Schlächter an. Immer lockt auch die nackte Furcht das Schreckliche herbei. So reizt, wer flieht, schon zur Verfolgung an; und so belauert ein Mensch, der Böses plant, sein Opfer - die letzte Schranke wird fallen, wenn er zeichen der Angst an ihm erkennt. Daher ist es sehr wichtig, dass man bei verdächtigen Renkontres, etwa wenn man im Walde angesprochen wird, die Sicherheit bewahrt. In unserer Eigenschaft als Menschen verfügen wir über Hoheitssiegel, die schwer zu brechen sind, wenn wir sie nicht selbst beschädigen, und deren Bann auch von den Tieren empfunden wird. Man muss nur wissen, wie Marius, dass man unverletzlich ist.

1 comment:

Jonas said...

1. Instead of either accepting or rejecting the notion of a Soviet unilateral guarantee […] the Soviet Government, on 18 April 1939, sent the British and French a counter-proposal for a full-blown military pact.

2. The Coffin (1939) (TV) release Date: 18 April 1939 (UK) Genre: Comedy.

3. Nathan, Sir Matthew (b. 1862), acting governor of Sierra Leone in 1899, was governor of the Gold Coast (1900-04), Hong Kong (1904-07) and Natal (1907-09). He was appointed C.M.G. (1899), K.C.M.G. (1902) and G.C.M.G. (1908), and promoted lieutenant-colonel (1908). Having fallen out of favour with the Colonial Office, he became secretary of the British Post Office in 1909, secretary of the Board of Inland Revenue in 1911, then under-secretary for Ireland in 1914. Nathan died at West Coker on 18 April 1939 and was buried in the Jewish cemetery at Willesden, London. Portion of his library was donated to the John Oxley Library, Brisbane, after World War II.