Thursday, October 30, 2008

Kirchhorst, 10. Juni 1939

Bei grosser Hitze kappten wir die hohe Weide vor den Quitten- und Pflaumenbäumen, denen sie Licht und Luft wegnahm. Der Nachbar Colshorn, der nun im Sterben liegt, gab mir den Rat dazu. Wir unterhielten uns darüber, wie weit sein Schicksal wohl zu dem des Baumes in Beziehung steht. Dann über den Mandarin bei Diderot, der dort in ähnlichem Zusammenhang geschildert wird. Ich glaube es handelt sich darum, dass die Art und Weise, in der in Paris ein Vatermord verübt wird, in genauer Harmonie dazu steht, ob dieser Mandarin in China sich mit dem rechten oder mit dem linken Fusse zuerst aus seinem Bett erhebt. Der Gedanke ist in seiner Mechanik sehr 18. Jahrhundert, doch auch lehrreich hinsichtlich der Magie, die in den Schnörkeln verborgen liegt.

Köstlicher Duft des geschälten Weidenholzes und der Rinde, der in der Hitze ein kühlender Geruch nach frischem Gurkenfleisch entströmt.

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