Tuesday, November 4, 2008

Kirchhorst, 7. Juli 1939


Beendet: Léon Bloy, "La Femme Pauvre". Die grösste Klippe jedes Romans liegt in der Versuchung, in die Handlung Reflexionen einzuschreiben, und gerade die Klügsten erliegen ihr mit Sicherheit. Auch hier ist Stoff für einen Essayband ausgestreut.

Bloy ist ein Zwillingskristall aus Diamant und Kot. Sein häufigstes Wort: "ordure". Sein Held Marchenoir sagt von sich aus, dass er in das Paradies mit einer aus Menschenkot geflochtenen Krone eintreten wird. Faru Chapuis ist nur noch als Wischlappen für die Totenmulde eines Leprosenhospitals gut. In einem Pariser Garten, den er beschreibt, herrscht ein solcher Gestank, dass sich eines säbelbeinigen Derwisches, der Abdecker von verpesteten Kamelen geworden ist, Verfolgungswahn bemächtigen würde. Frau Poulot hat unter ihrem schwarzen Hemd eine Büste, die einem im Schmutz gewältzten Stück Kalbfleisch gleicht, das eine Hundemeute, nachdem sie es flüchtig überpisste, im Stiche liess. Und so endlos fort.

Dazwischen finden sich dann auch so vollkommene und richtige Sentenzen wie:"La Fête de l'homme, c'est de voir mourir ce qui ne paraît pas mortel."

Auf Seite 169 ein Beispiel für ein Bild, wie man es vermeiden soll: "La ligne impérieuse du nez aquilin, dont les ailes battaient continuellement."

(Bild: Léon Bloy, 1887)

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