Friday, November 7, 2008

Blankenburg, 6. September 1939

Nach kurzem Urlaub in Blankenburg, wo ich an einem Kursus teilnehme. Jeder Krieg fängt mit Lehrgängen an. In Kirchhorst, wo ich spät ankam, fand ich die kleine Hausgemeinschaft in ihrer Lichthöhle. Im Garten reifen die Früchte gut heran. Auch der Wein gedeiht auf eine für diese nördliche, moorige Ecke erstaunliche Art, freilich im Glost einer Ziegelmauer, die jeden Sonnenstrahl gleich einem Polster aufbewhrt.

Die Urlaubsstimmung hat etwas von "Paradise lost", insofern als Verhältnisse, in denen wir alltäglich lebten, uns nun als Ausnahme zugebilligt werden. Nach längerer Abwesenheit gewinnt die Gestalt des Zurückkehrenden etwas Geisterhaftes, etwas vom Revenant. Gern wächst das Leben die Lücken zu. Das ist seit Agamemnons Zeiten Stoff der Tragödie, von der wir schon einen Hauch verspüren, wenn wir einen Garten, den wir verliessen, wiedersehen. Die Blumen und Früchte blühen und reifen nun ohne uns.

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