Thursday, November 6, 2008

Kirchhorst, 10. August 1939

Bei Lohe, um Pilze zu suchen, doch fanden wir nur eine kleine Anzahl von Egerlingen auf den Wiesen und einen einzigen Maronenröhrling im Kiefernwald. Gespräch beim Anblick einer toten Taube - über die Taube, die in allen Tauben lebt und die kein Habicht je zerfleischen wird. Dann über die platonische Idee, diese durch Jahrtausende hindurch unerschöpfliche Quelle der Zwiegespräche und der Unterscheidungen.

Der Herbst kündet sich schon ganz leise an, und damit nehme ich die ergötzliche Gewohnheit, zuweilen eine halbe Morgenstunde im Bett zu lesen, wieder auf. So heute die "Syrische Göttin", einen Aufsatz von Lukian, dessen Echtheit, und wohl mit Recht, bezweifelt wird. Selbst in diesen Zeiten bestand noch viel vom bunten und fürchterlichen Zauberreiche des Herodot. So konnte man als aufgeklärter Römer, der schon die Christen kannte, zugleich die beiden Phallen im Vorhof des Tempels sehen, in dem das Erzglied des Combabus stand. Auf einen dieser Phallen stieg aus mantischen Gründen zweimal im Jahr ein Mensch, wie man auf einen Palmbaum steigt, und hielt sich sieben Tage auf seiner Spitze in einer Art von Storchennest auf. Die eigentlichen Zusammenhänge verschweigt der Autor, ganz unlukianisch, in Herodots Manier.

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