Thursday, November 20, 2008

Bei Greffern, 18. November 1939


Seit vorgestern Hochwasser. Der Rhein schiesst mit grosser Geschwindigkeit dahin. Der Strom führt Balken, Flaschen, Kanister, tote Tiere mit. Wo er den Drahtverhau erreicht, setzt sich in Gürteln eine kleine Wasserpflanze an, deren zartgrüne Oberfläche durch angeperlte Luft versilbert wird. Es ist die amerikanische Azolla, die zu den Wasserfarnen zählt und bei uns an machen Stellen in Massen verwilderte. Im Freien begegne ich ihr in Deutschland zum ersten Mal.

Zuweilen treiben auch Pontons und grosse Brückenteile den Strom hinab und ziehen von beiden Ufern lebhaftes Feuer an. Man merkt, dass in der Gegend an Waffen nicht Mangel herrscht. Wenn man sich auf der Erde auch sorglos zeigen darf, sind doch das Wasser und die Luft tabu.

Verschiedene Bunker vor dem Hochwasserdamm sind fast abgeschnitten und drohen zu versaufen, wenn das Wasser weiter steigt. Ich halte daher Flosssäcke und Schlauchbote bereit. Auch bauen die Pioniere Laufstege, die freilich den Nachteil haben, dass sie von drüben einzusehen sind. Sie weden daher mit Schilf getarnt. Ich benutze die Gelegenheit, mir beim Pionierdepot Schnittholz zu bestellen, da ich mir eine Hütte als Einsiedelei erbauen lassen will. Man muss sich einrichten.

(Bild: Großer Algenfarn, Azolla filiculoides)

No comments: