Thursday, November 20, 2008

Karlsruhe, 2. Dezember 1939

Beim Heraustreten auf den Platz herrliches Morgenrot. Goldene Wolken vor grünem Hintergrund. Das westliche Gewölbe kalt, blassgrün. Die grossen Bauten stehen noch still und menschenleer. In diesem Lichte wirken sie höher, klarer, auch tritt ihr geisterhafter Plan hervor - die Qualität, in der sie nicht für Menschen allein errichtet worden sind.

Abends Verdunkelung. Die Auslagen in den Geschäften sind durch winzige Lichtquellen erhellt und Gegenstände in ihnen phosphorisch präsentiert. Ihr Anblick weckt das Gefühl von Kostbarkeiten - was wohl darauf beruht, dass man in ihnen weniger Güter als die Idee von Gütern wahrzunehmen glaubt.

Begonnen: Hebbels Briefe, eine Lektüre, die mich neben seinen Tagebüchern schon öfters im Leben stärkte und kräftigte. Es tut uns immer wohl, zu wissen, dass schon einmal jemand auf dieser Galeere weilte und dass er sich würdig auf ihr verhielt.

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