Friday, November 14, 2008

Blankenburg, 17. September 1939

Der zweite Sonntag in Blankenburg, ein Regentag. Pünktlich um sechs Uhr weckt mich das silberperlige Glockenspiel; ich sitze dann meist noch eine halbe Stunde vor dem kleinen Sekretär meines Hotelzimmers.

Der tägliche Dienst in den Vorbergen, auf den Schiessständen und in der Reitbahn hat das angenehme, dass er die kleinen Übel vertreibt - so auch eine Bindehautentzündung, die ich mir beim Tauchen nach Fischen im Salzwasser des Meeres zugezogen habe und die mir in den beiden letzten Jahren oft lästig war. Man kann die Krankheit einem bösen Sod vergleichen, der sich in unseren Grundwassertiefen hält. Da ist es gut, die Quelle hin und wieder auszutrocknen - was durch Berührung mit den Elementen oder auch durch Anstrengung geschehen kann. So der Backofen des Heraklit. Celsus, der nichts von Operationen hielt, sprach mir zuweilen sein Erstaunen darüber aus, dass mancher Patient sich nach solchen Eingriffen tatsächlich erhole, und führte das auf die durch den Schritt erzeugte Umstimmung zurück.

Wenn wir in eine neue Stadt geraten, schweben die schönen Mädchen und Frauen zunächst wie Traumerscheinungen an uns vorbei. Wie kommt es, dass dann unser Sinnen auf eine einzige, und oft gerade nicht auf die schönste, gerichtet wird? Es ist vielleicht ein Blick besonderer Art, ein Lächeln, das wie ein Funke überspringt, und nun sind wir gebannt.

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