Tuesday, November 25, 2008

Schilfhütte, 6. Januar 1940


In der "Corona", die ich von Kirchhorst mitbrachte, las ich eine Novelle "Bartleby" von Hermann Melville, der 1891 in New York gestorben ist. Obwohl ähnlich wie im "Oblomow" ein rein passiver Charakter geschildert wird, ist der Stoff doch so gut ausgesponnen, dass die Anteilnahme in keinem Augenblick erlahmt. Unter den Gaben, die ein Autor besitzen kann, ist das erzählende und fabulierende Talent zwar nicht das höchste, doch steigert es die Wirkung aller andren Kräfte, ähnlich wie die Gesundheit jede Lebensäusserung erhöt.

Beendet: die "Theogonie" des Hesiod. Das gewaltige Bild: wie Uranos zur Nacht herabsteigt und die Erde umfängt, mäht Kronos ihm mit der zahnigen Sichel das Schamglied ab und wirft es hinter sich. Aus den Blutstropfen, die von der Wurfbahn auf die Erde träufeln, wachsen Erinnyen, Nymphen und Giganten, während die Scham in den Ozean fällt und ihrem weissen, auf den Wellen treibenden Fleische die Aphrodite entspriesst.

Das sind noch andere Urzeugungen als die kleinen Aufgüsse, die wir im Leipziger Zoologischen Institut bewunderten.

(Bild: Die Kastration des Uranos, Giorgio Vasari, Palazzo Vecchio, Florenz)

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