Monday, November 24, 2008

Schilfhütte, 27. Dezember 1939

Frost, Nebel und windstille Luft zauberten Rauhreifbildungen hervor, wie ich es in solcher Fülle noch niemals sah. Die Bäume und Gesträuche waren bis in die feinsten Spitzen kristallisiert wie Zweige, die man in Mutterlauge stellt. In zartester Erstarrung traten sie still und wundersam hervor, als ich heut Morgen zum Werk Alkazar schritt. Sie tauchten aus dichtem, schneefeuchtem Nebel auf, oft schwer zu sehen, wie weisse Ornamente, die mit dem Ätzstift auf graue Platten eingestochen sind. Doch dann erfasste sie das Auge insgesamt mit einem Male, wie mit einer neuen Kunst des Sehens begabt. So spielten die Gesetze der Kristallwelt auch in das Landschaftsbild im grossen ein, indem es plötzlich in das Bewusstsein einzuschliessen schien. Indessen prägten sie auch die geringsten Formen - so hatten sich am Morgen auf den gefrorenen Schnee noch kleine Graupeln aufgelegt und bildeten ein Muster auf kristallisiertem Grunde, einen Irisschleier, mit Sternchen aufgewebt.

Das Wasser der Bäche floss schwarz und leblos durch diese helle Welt. Sein Anblick erinnerte mich an meinen alten Plan, über "Schwarz und Weiss" zu arbeiten. Das ist weit schwerer, als über die Farben etwas beizubringen, dager erscheint mit diese Abhandlung auch als ein Meisterstück, zu dem mir noch das Werkzeug fehlt.

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