Saturday, November 8, 2008

Blankenburg, 12. September 1939


Der Herbst schreitet langsam vor. In Blankenburg lerne ich eine der Perlen der Harzstädte kennen, die mir in vielem wohnlicher als das rauhere, unruhigere Goslar erscheint. Die Luft ist milder und der Boden wärmer, wie schon der Bewuchs verrät. Gruppen von Edelkastanien besetzen die Rasenflächen, die in Ringen und Bändern den Ort durchgrünen und sich den Vorbergen anschmiegen. Auf runden und langen Beeten ist verschwenderisch das Indische Blumenrohr gepflanzet, mit feuerroten oder gelb und purpurn geflammten Blüten über dem üppiggrünen Schaft. In dieser Blume vereint sich Üppigkeit mit strenger Form, die wie in Erz getrieben ist. Daher gehört sie in Parks, in denen Geschmack und Überfluss vereinigt sind. Auch bildet sie eine Zierde tropischer Kulturen, der Grärten von "Paul und Virginie".

(Bild: Illustration nach Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierre's "Paul et Virginie")

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