Wednesday, November 19, 2008

Belsen, 3. November 1939

Soeben bin ich als Chef der zweiten Kompanie des Regiments 287 auf dem Übungsplatz Bergen eingerückt, von wo wir, wie ich höre, uns schon übermorgen in Bewegung setzten werden, mit unbekanntem Ziel.

Der Abschied von Perpetua - in einem dieser vollgestopften Bürgerzimmer von 1905, die nun auch schon gemütlich geworden sind. Was wir Romantik nennen, besteht zu allen Zeiten und gleicht dem Schatten, wie er dem Zeiger folgt, der unerbittlich die Zahlen weist. Die Uhr, die tickte, was ich sonst im Schlaf nicht leiden mag. Hier hielt sie das Bewusstsein wach, das nun den Schlummer aus seiner Perspektive mitgenoss. So dehnte die Nacht in einer Zeit, die wie durch feine Waagen zugemessen wurde, sich endlos aus.

Gedanke, dass jeder Mensch ein Universum ist. So wird uns oft an unseren Nächsten, an unseren Eltern, Brüdern, Frauen, nachdem wir Jahre und Jahrzehnte mit ihnen lebten, eine neue, unbekannte Tiefe offenbar. Wir müssen freilich, um solches zu erkennen, uns selbst auch wandeln - dann entdecken wir vielleicht in diesen Massen der grossen Städte, die uns so nichtig scheinen, noch Schätze wie in den unbekannten Minen von Peru. Wer das erschliessen könnte, wiederholte in höchsten Formen die Mobilisation.

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