Sunday, November 23, 2008

Schilfhütte, 26. Dezember 1939

Von der Ägyptologie verspreche ich mir insbesondere die Klärung des Überganges von den Bildern zu den Buchstaben - darin verbirgt sich der Angelpunkt des Unterschiedes zwischen alter und neuer Welt. Herodot ist deshalb die Quelle ersten Ranges, weil beide in ihm lebendig sind. Griechen und Perser. Cäsar und Kleopatra. Abend- und Morgenland. Der byzantinische Bilderstreit. Die Chinesen als Glieder der alten Welt. Napoleon, wie er die Fenster zählt. Den Buchstaben wohnt auch ein Bestreben inne, sich zu Bildern zurückzuformen, etwa in der Wendung zum Ornament. Sie gewinnen bei diesen Versuchen, wie in den Moscheen, etwas Starres – gleich einem, der erfundene Träume erzählt.

Eben weilt die kleine Katze bei mir in der Schilfhütte. Ihr Atem steigt sichtbar als Wölkchen in die kalte Luft, sich mit dem meinen mischend, dann wird er uns beiden, gewissermassen als Odem, wieder eingepresst, als ob es eine Quelle wäre, die uns beide belebt. Indem ich dies vermerke, springt sie zu mir auf den Tisch und schlägt mir mit dem Pfötchen die Feder weg. Kleine Schmeichlerin.

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