Sunday, October 26, 2008

Kirchhorst, 4. Mai 1939

Da mir das Arbeitszimmer zu sehr im Innern des Hauses liegt, richtete ich mit Hilfe von Perpetua und Louise auf dem Boden eine Eremitenklause ein. Von jeher hatte ich für verstaubte Böden eine Neigung; man webt in ihnen wie im Reiche der Vergessenheit.

Es scheint mir, dass in unbewohnten Räumen ein Stoff sich häuft, ein Geisteshumus, aus dem die Bildkraft reiche Nahrung zieht. So flossen mir, als ich in Überlingen im Keller schlief, in Fülle Träume zu. Ganz ungeheuerlich war dieser Einfluss, als ich im Krieg in Douchy einen leeren Unterstand bezog, der in den Gärten lag. Ich verliess ihn nach der ersten Nacht. Hierher gehören wohl auch die Geschichten von Gästen, die in verstaubten Kammern alter Schlösser übernachten und dort spukhafte Dinge sehn. In Räumen, die wir lange Zeit bewohnten, verbraucht sich diese fremde Kraft; sie gleichen altbebautem Grund. Auch leuchtet ein, dass man im Volke der ersten Nacht in einem neunen Haus und ihren Träumen mantische Bedeutung gibt.

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