Wednesday, July 8, 2009

Grumbach, 18. Mai 1940


Über Lauterecken nach Grumbach, das lieblich in Obsthänge eingekesselt liegt. Ich wurde mit den Offizieren beim Pfarrer untergebracht.

Unser Tageslauf regelt sich jetzt so, dass wir bei Anbruch der Dunkelheit abmarschieren und bis zum Vormittag auf den Strassen sind. Dann Schlaf bis in den Nachmittag, Essen, Gewehrreinigen, Fussappell und Empfang des neuen Marschbefehls.

Ich bin unter dem Dach in einem Kämmerchen einquartiert, mit schönem Ausblick auf blühende Wiesen und Kastanien. Unter dem Mobiliar fällt mir ein abgenutzter Waschtisch mit schwarzer Marmorplatte auf, in der neben hellen Korallengliedern auch eine Muschel von der Grösse eines Hühnereies versteinert ist, im feinen Querschliff, der die hohen Rippen des Kammes gleich Stacheln und das Schloss gleich Zacken trägt. Das kleine Phänomen war, wie ich nachher beim Abendessen erfuhr, noch nicht beachtet worden, obwohl der Tisch seit Jahrzehnten im Hause steht.

(Bild: Grumbach um 1890)

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