Wednesday, July 29, 2009

Gercy, 4. Juni 1940


Ritt durch die Felder und Wiesen, auf denen das ungemähte Kraut in vollem Saft stand - durch Schläge von goldgelben Kompositen, von Margeriten, die mit ihren Sternen den Bauch der Pferde streiften, und durch hellen, grellroten Klee, wie ich ihn sonst nur auf sizilischen Berghängen sah.

Nachmittags Besprechung beim Oberst Köchling; es scheint, dass unseres Bleibens hier nicht mehr lange ist. Abends wieder Gang durch die verlassenen Häuser; als ich ein Zimmer öffnete, stiess ich auf einen grossen schwarzen Hund, der mich mit glühenden Blicken anstarrte. Eilig trat ich in eine Nebenkammer und sah dort auf dem Sofa eine gelbe Dogge und auf dem Boden einen weissen Pinscher, der mich wütend ankläffte. Hier schien das Versammlungslokal der verwaisten Hunde zu sein.

Die Blumen in der Gärten - eine blassviolette Iris mit den gelben Staubbürsten auf dem Kelchblatt, die einen erotischen Eindruck hervorrufen. Der Genuss der Bienen und Hummeln, muss ausserordentlich sein. Vielleicht sind übrigens alle unsere Theorien über die staatenbildenden Tiere verkehrt und ist Genuss, was wir als Arbeit ansehen. Dann die letzten Fliegenden Herzen und Pfingstrosen, auch Phlox, der in der Dämmerung betäubend roch. Um diese Stunden wachen auch seine Farben auf, und Schwärmer umkreisen ihn. Der Phlox, die Flammenblume, ist einzeln unansehnlich, dagegen üppig in grösseren Beständen - das ist der Hegelsche Umschlag in die Qualität.

(Bild: Phlox, Flammenblume)

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