Wednesday, July 8, 2009

Kaulbach, 17. Mai 1949

Wieder ein tüchtiger Nachtmarsch durch die Hardtberge über Hochspeyer, Kaiserslautern, Otterberg nach Kaulbach. In Kaiserslautern fragte ich bei einer Stockung einen Luftschutzposten nach dem Weg. Dieser, ein älterer Mann, hatte sich dann wohl bei der Mannschaft nach mir erkundigt, denn nach einer Weile kam er mir nachgeeilt und stellte sich mir als Leser vor. Er brachte eine Flasche sehr guten Pfälzer Weines mit und überreichte mir ein Glas, das er, indem er mich eine Strecke geleitete, nicht leer werden liess. Diese Begegnung in der Finsternis hatte etwas Eigentümliches, Geistiges. Ich fühlte, dass man als Autor auch in der Dunkelheit zu Hause ist.

Dann Rast in einem Buchenwald, an dessen Rand die Äste bis auf den Boden hingen und Zelte bildeten, under denen wir vespertem. Hinter Otterberg ein totes Pferd am Wegrand - der erste Verlust. Unterkunft in Kaulbach, wo wir in einem Bauernhof bis tief in den Nachmittag schliefen und dann bei einem kleinen Festmal Keuneckes Geburtstag feierten.

Wir marschierten also in westlicher Richtung durch die Pfalz und bewegen uns entweder auf die grosse Schlacht oder auf eine der geplanten Aktionen zu. Auch wächst, je weiter wir vormarschieren, die Möglichkeit, dass wir links abgedreht werden. Es geht mir dabei fast wie 1914, wo ich befürchtete, nichts mehr von den Gefechten abzubekommen.

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