Wednesday, December 3, 2008

Schilfhütte, 4. Februar 1940


Gestern abend, infolge einer Flasche Affentaler Klosterrebberg von 1921, der sich sehr flüssig trank, hatte ich als Solozecher den ersten Spitz in dieser Hütte, und zwar einen von jener besten Sorte, nach der man sich gesünder, zufriedener erwachen fühlt. Dabei schob er die ganze Nacht in leichter, angenehmer Weise heitere und farbig untermalte Bilder vor. Dergleichen Künste gelingen nur dem Wein und nur in seinen reinsten, besten Sorten, und auch diese gleichen Schlüsseln, durch die nicht jeder geöffnet wird. Von solchen erinnere ich mich noch an einen Parempuyre, den ich mit Papa trank, vor allem aber an einen leichten weissen Landwein, der uns in Carcassonne die Nacht vertrieb und bis in die Atome erheiterte. Als ich davon ein Fass bestellen wollte, hörte ich, dass diese Sorte schon in geringer Entfernung von ihrem Boden den Duft verliert. So ein Wein gleicht einem Funde, einem Freund, um den man sich bemühen muss, wenn man in jene Jahre kommt, in denen man nicht mehr wahllos trinkt.

(Bild: Alkohol & Autor, Suhrkamp, ISBN 3518395831)

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