Tuesday, January 6, 2009

Friedrichstal, 28. April 1940

Im Hardtgrund, in dem sich noch ein Hauch uralter Wäldereinsamkeit erhalten hat. Gewitter, mit Blitz und Sonnenschein, dazu der Wirbel der Spechte nah und fern. Ein Schwarzspecht strich über mich hin, als ich in einem Eichenschlage auf dem Moos lag, und glitt dann spiralig einen alten Stamm hinauf. Das Tier ist doch nicht recht geheuer, zumal in dem Verhältnis des schmalen Halses zum grossen Kopf. Die starren Schwingen strahlen im Flug ein hörnernes Pfeifen aus; der wiehernde Schrei ist klagender als der des Grünspechtes. Der volkstümliche Name "Feuerhenne" ist gut gewählt.

Nach solchen Stunden fällt es mir recht schwer, mich noch in die Geschäfte zu vertiefen; ich gerate ins Träumen, als müsste ich die Augen auf eine andere Entfernung einstellen. Die Einsamkeit der Wälder ist so herrlich, dem Eingang in feierliche Räume gleich.

Auf dem Tische blüht in einer Vase ein Fliegendes Herz - auch eins meiner Teststücke. Ich messe die Freude, die ich an ihm empfinde, und es scheint mir, dass sie noch niemals grösser war. Wie unzulänglich wird doch vor einem solchen Blütenzweige unser gesamtes System. Das sind Erklärungen der Not - wer aber erklärt den Überfluss?

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