Tuesday, January 6, 2009

Friedrichstal, 23. April 1940


Erkältung in unangenehmen Stadium, das nicht flüssig werden will. Dazu am Vormittag Sturz vom Pferde, das auf dem Übungsplatz in eine Grube trat, mit dem Kopf voran, glücklicherweise auf weichen Grund. Immerhin spürte ich eine kurze Betäubung, die auch noch anhielt, während die Männer mich abstaubten; ich stand zwischen ihnen wie ein Objekt. Abends mit der Post unangenehme Nachrichten.

Nachmittags im Bruchsaler Schloss mit dem berühmten Treppenhaus, von dem sich leider kein gutes Bild auftreiben liess. Neben den Treppen im Schloss von Meissen, die wie Spindeln in den massiven Stein gebrochen scheinen, sind diese die schönsten, die ich jemals sah. Die Überraschung, die ein solcher Bau hervorruft, wäre noch grösser, wenn man nicht hin und wieder bereits seine Nachbildungen gesehen hätte - doch ist der Eindruck prima vista ein Vergnügen, das den Zeitgenossen vorbehalten bleibt.

Wenn wir fasten, um uns zu kurieren, handeln wir gleich einem Hausherrn, der seinen Koch für eine Zeitlang vom Dienst entbindet, weil er einen ungebetenen Gast hinauswerfen soll. Das Fasten ist grosse Medizin; sie gibt nicht nur Gesundheit, sondern auch Musse und geistige Macht.

(Bild: Treppenhaus Schloss Bruchsal, 1945 zerstört, 1970 rekonstruiert)

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